Beim Chamäleon ist es normalerweise nicht nötig die Krallen zu schneiden. Sie werden auf natürliche Weise beim Klettern abgewetzt. Das Schneiden der Krallen ist also eigentlich unnatürlich. Außerdem brauchen die Tiere sie zum Klettern, da sie Baumbewohner sind. Handlungsbedarf besteht allerdings trotzdem in einigen Fällen.
Gebrochene und eingerissene Nägel z.B. sollten abgeschnitten werden, damit sie nicht noch weiter aufreißen. Krallen, die sich so weit nach innen biegen, dass sie schon beinahe bis in die Pfote reichen, sind natürlich auch viel zu lang. Wenn sie aussehen wie ein Korkenzieher, sollten Sie sie auch stutzen. Wenn Sie nicht genau wissen, ob die Krallen Ihres Tieres nun zu lang sind oder nicht, fragen Sie im Zweifelsfall immer Ihren Tierarzt oder einen anderen Experten.
Überlange Krallen vermeiden
In der Regel deuten überlange Krallen auf ein Haltungsproblem hin. Um sicherzustellen, dass sich die Krallen langfristig selber abwetzen, sollten Sie also die Haltungsbedingungen überprüfen. Meistens liegt es an den verwendeten Ästen. Sie sollten immer sowohl dünne als auch dicke Äste* benutzen. Die dünnen kann das Tier voll umgreifen, was somit nicht zu sehr die Krallen beansprucht. Bei dickeren muss es sich zwangsläufig mit den Krallen festhalten.
Sie können ebenfalls die Rückwand mit Kokosfaser* bekleben. Das fördert das natürliche Kletterverhalten und wetzt die Krallen stärker ab als Styropor. Eine andere Taktik wäre es einige Oberflächen mit Kleber zu besprühen und dann mit etwas rauem Material wie z.B. Quarzsand zu bestreuen. Somit haben Sie einen rauen Untergrund geschaffen.
Manchmal ist es allerdings gar nicht möglich, überlange Krallen zu vermeiden. Alte Tiere, die nicht mehr so agil sind oder sich aufgrund von körperlichen Beschwerden nicht mehr viel bewegen, wetzen sie sich auch nicht mehr ab. Dann müssen Sie sie per Hand kürzen.
Krallen kürzen lassen
Trauen Sie sich das Schneiden nicht selber zu, sollten sie einen reptilienkundigen Tierarzt aufsuchen. Dieser wird Ihnen auch sagen können, ob die Krallen eigentlich geschnitten werden müssen oder nicht. Bei zu extremen Fällen von Missformungen sollten Sie sowieso den Arzt aufsuchen, weil nur er sie unter Betäubung entfernen kann.
Transport zum Tierarzt
Beim Transport sind einige Dinge zu beachten. Da Chamäleons – wie alle Reptilien – wechselwarm sind, ist ihre Körpertemperatur also von der Umgebung abhängig. Deshalb muss die Transportmöglichkeit gewärmt und/oder isoliert sein. Das verhindert ein Auskühlen des Tieres. In Frage kommen mehrere Möglichkeiten:
- Styroporbox:
Sie können ein feuchtes Küchentuch mit hineinlegen, damit die Luft nicht zu trocken wird und damit sich das Tier daran festhalten kann. Außerdem sollten im Deckel der Styroporbox* ausreichend Löcher vorhanden sein, damit es gut atmen kann. Bei Bedarf können Sie auch mit Hilfe von Lebensmittelsilikon einen Ast von Seite zu Seite einklemmen. Darauf kann das Tier bequem und sicher sitzen. Achten Sie aber darauf, dass der Ast nicht wackelt oder verrutscht! Bei zu schwachen oder kranken Chamäleons sollte kein Ast vorhanden sein, da er sich an dessen Kanten verletzen könnte. - Leinenbeutel:
Bei Reptilien ist eine bewährte Transportmöglichkeit der Leinensack oder -beutel*. Dabei wird das Tier in diesen Sack gesteckt. Dann wird dieser oben zugebunden und in die Mitte eines größeren Kartons gehängt. Das Tier hängt also frei herunter und „baumelt“ mit dem Sack quasi hin und her. Nach kürzester Zeit entspannt sich das Tier und verharrt ruhig in seiner Position. Darauf achten, dass der Karton Lufteinlässe hat! - Schuhkarton:
Eine ganz einfache Transportmöglichkeit ist der Schuhkarton. Natürlich sollte wieder auf ausreichend Lüftung geachtet werden. In den Karton sollten zwei feuchte Küchentücher gelegt werden und unter den Karton legen Sie ein Körnerkissen*, um die Temperatur warm zu halten. Den ganzen Karton wickeln Sie dann in ein Badetuch ein, sodass es das Chamäleon dunkel hat.
Das Tier zu transportieren ist also sehr einfach. Achten Sie nur auf die Temperatur (diese darf auch nicht zu warm sein!) und auf die Luftzufuhr. Außerdem sollte es dunkel sein, um Stress zu vermeiden.
Krallen selber kürzen
Sie können die Krallen auch selber kürzen. An sich ist dies gar nicht mal so schwer, wenn man weiß, wie genau man schneiden muss. Das Tier sollte handzahm sein und Sie sollten dabei vorsichtig und sorgfältig vorgehen. Eventuell können Sie eine weitere Person zur Hilfe nehmen. Aufpassen sollten Sie auf das „Leben“ – also die Blutgefäße und Nervenenden – in der Kralle. Diese sollten Sie nicht verletzen.
Krallenschere oder Feile?
Bei Chamäleons haben Sie die Wahl. Sie können eine kleine Krallenschere* benutzen, eine spezielle Krallenfeile für Tiere* oder einen Nagelknipser*. Die Größe des Werkzeugs sollte natürlich der Grüße der Krallen angepasst sein. Außerdem sollten Sie das benutzen, welches dem Tier am wenigsten Stress verursacht. Eine handelsübliche Haushaltsschere sollten Sie nicht benutzen, da sonst die Gefahr besteht, dass die Kralle splittert oder einreißt.
Anleitung
Halten Sie das Tier in einer Position, die angenehm für Sie beide ist. Eventuell können Sie es auch auf einen Ast setzen und sich dann ein Bein nach dem anderen vornehmen.
Dabei sollten Sie trotzdem darauf achten, die Kontrolle zu behalten. Weder Sie noch das Tier sollten Stress bekommen. Machen Sie eine längere Pause, falls dies so sein sollte.
Im Inneren der Kralle befindet sich das sogenannte „Leben“. Das sind Blutgefäße und Nerven. In dieses sollte nicht geschnitten werden. Sie müssen also vor dem Schneiden erst einmal herausfinden, bis wohin das Leben verläuft. Bei hellen Krallen können Sie Glück haben und es schimmert durch.
Bei dunklen Krallen hingegen müssen Sie eine LED-Taschenlampe* zur Hilfe nehmen. Diese halten Sie hinter die Krallen. Dadurch erkennen Sie wo genau die Blutgefäße sind. Bei Chamäleons sollte man aber trotzdem nicht bis nah an die Gefäße schneiden. Lediglich die äußerste Spitze der Kralle sollte gekürzt werden, da das Tier die Krallen zum Klettern braucht. Um den Schnitt deutlicher zu machen, schauen Sie sich folgende Abbildung an:
Das Leben wächst immer weiter in die Kralle hinein, je länger diese ist. Deshalb sollten allzu lange Krallen in mehreren Sitzungen gekürzt werden. Das Leben bildet sich nach dem Schnitt wieder zurück und wird kürzer. Vergessen Sie aber nicht das Tier im Auge zu behalten. Bei Stress machen Sie lieber eine Pause. Schneiden Sie Kralle für Kralle und Bein für Bein, bis Sie alle gestutzt haben.
Die Kralle blutet
Haben Sie doch mal zu viel abgeschnitten, ist das nicht so tragisch, wie es aussieht. Es blutet zwar stark, da Sie ein Blutgefäß getroffen haben, aber das können Sie mit ein paar Handgriffen schnell wieder beheben. Nehmen Sie eine Wundkompresse und drücken Sie diese fest auf die Wunde. Nachdem die Blutung stoppt, desinfizieren Sie die Wunde mit Betaisodona-Lösung*. Das verhindert eine eventuelle Entzündung.
Diese Lösung hat sich bei vielen Reptilienarten bewährt und ist nur zu empfehlen. Natürlich sollten Sie die Wunde trotzdem noch in nächster Zeit beobachten, weil sie sich in seltenen Fällen entzünden könnte. Dies kommt zwar sehr selten vor, kann aber passieren.
Glückwunsch, Sie haben Ihrem Chamäleon die Krallen geschnitten!