Es ist nicht unüblich Igeln die Krallen zu kürzen. Gerade nach einer Überwinterung z.B. ist es sinnvoll. Zu lange Krallen erkennt man daran, dass sie anfangen sich zu rollen und mehr und mehr nach innen, in Richtung Körper, zeigen. Dies ist sehr gefährlich, da die Kralle irgendwo hängen bleiben kann und somit das Nagelbett eingerissen wird. Dies kann soweit führen, dass die Entzündung vom Zeh in den Fuß wandert. Daran kann es dann sogar sterben.
Die Krallen der Hinterfüße, die näher am Körper liegen, sind übrigens immer von Natur aus etwas länger, als die der Vorderfüße, da sie zum Kratzen gebraucht werden. Ob das Schneiden der Krallen notwendig ist, sollte also hauptsächlich anhand der vorderen Füße entschieden werden.
Überlange Krallen vermeiden
Überlange Krallen kann man zwar nicht immer verhindern, aber Sie können das Wachstum etwas verlangsamen, bzw. den Abstand zwischen den Zeitpunkten, an denen geschnitten werden muss, verlängern.
Haben Sie mehrere Ebenen eingebaut, können Sie auf jeder Rampe feinkörniges Sandpapier* (zwischen 100er bis 180er) aufbringen. Damit läuft der Igel sich die Krallen von allein ab. Eine weitere Möglichkeit ist es, einen flachen, rauen Stein in das Gehege zu legen. Beim Laufen oder Buddeln wetzt sich das Tier dann ebenfalls die Krallen ab. Es bietet sich eine Schieferplatte* an.
Wenn es gerne klettert, können auch höhere Steine, wie z.B. Lavasteine*, verwendet werden. Insgesamt sollte auch immer genügend Auslauf vorhanden sein. Am besten ist natürlich ein Außengehege mit verschiedenen Untergründen!
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Krallen kürzen lassen
Die Krallen selber zu kürzen ist in den meisten Fällen kein Problem. Trauen Sie sich das allerdings nicht zu, oder ist die Kralle / der Zeh bereits entzündet, dann sollten Sie unbedingt einen Tierarzt aufsuchen. Dieser wird dann eine geeignete Behandlung finden.
Transport zum Tierarzt
Der Igel sollte idealerweise in einer Transportbox für Kleintiere* transportiert werden. Diese sollte nicht allzu groß sein, da das Tier während der Fahrt sonst herumrutschen kann. Sie sollte außerdem einen zuschließbaren Deckel haben (also z.B. keinen Schuhkarton!), da Igel hervorragend klettern können.
In diese Box sollte viel Einstreu* gelegt werden. Sie können auch ein wenig Einstreu aus seinem Gehege nehmen, damit er einen gewohnten Geruch um sich hat. Auf dieses kommt auch noch Stroh (kein Heu!) hinzu. Auf alles legen Sie dann etwas, in das sich das Tier einkuscheln und verstecken kann. Außerdem wird es warm gehalten. Das kann z.B. ein Handtuch, ein Kuschelsack*, ein Geschirrspültuch oder ein Waschlappen sein.
Der Transportweg sollte natürlich so kurz wie möglich sein. Die Box und somit auch das Tier sollte vor direkter Sonneneinstrahlung, Regen und Wind geschützt sein. Im Auto selber sollten Sie die Lüftung und die Klimaanlage ausstellen, damit sich das Tier nicht erkältet.
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Narkose ja oder nein?
Eigentlich ist eine Narkose oder Sedierung beim Igel, nur für das Krallen schneiden, absolut unnötig. Dies sollte nur in schweren Ausnahmefällen passieren. Also, wenn das Tier sonst aufgrund von Entzündungen zu starke Schmerzen hätte. Wenn der Tierarzt das Tier tatsächlich sedieren muss, entscheiden Sie sich für Isofluran (wiki).
Im Allgemeinen ist es sehr gut dosierbar und einfach regelbar. Dadurch verringert sich die Gefahr einer Narkose enorm. Bei Narkoseformen, die durch Spritzen verabreicht werden heißt es meistens „was drin ist, ist drin“. Dies ist schwerer zu dosieren und rückgängig zu machen.
Krallen selber kürzen
Viel besser ist es, seinem Igel die Krallen selber zu kürzen. Dabei sollten Sie immer sorgfältig und vorsichtig vorgehen. Außerdem erfordert es Geduld und Übung, was mit der Zeit aber automatisch kommt. In den Krallen befindet sich das „Leben“. Dieses besteht aus Blutgefäßen und Nervenenden. Es sollte auf jeden Fall verhindert werden, dort hineinzuschneiden.
Krallenschere oder Feile?
Um das Leben nicht zu treffen, sollten Sie zum Schneiden etwas benutzen, was präzise ist. Das kann eine kleine Krallenschere* oder ein Krallenknipser* sein. Eine Krallenfeile ist nicht wirklich zu empfehlen, da das Feilen länger dauert, als das Abknipsen. Der Igel würde nicht so lange still halten und würde zu viel Stress empfinden.
Der Vorteil von speziellen Krallenscheren gegenüber einer Haushaltsschere ist, dass sie nicht abrutscht. Außerdem können die Krallen nicht splittern.
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Anleitung
Je nach Charakter des Igels gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Hat der Igel Angst, sollten Sie anders vorgehen, als bei zutraulichen Igeln. Bei allen müssen Sie aber vor dem Schneiden herausfinden, bis wohin das Leben verläuft. Da Sie dieses nicht verletzen wollen, ist dieser Schritt extrem wichtig.
Bei weißen Krallen schimmert es hindurch, sodass es ziemlich einfach zu erkennen ist. Bei dunklen krallen ist es schon schwieriger. Entweder Sie gehen auf Nummer sicher und schneiden pro Sitzung nur extrem wenig ab, oder Sie nehmen eine LED-Taschenlampe* zur Hilfe. Diese halten Sie hinter die Kralle, sodass Sie auch das durchschimmernde Leben erkennen können.
Nachdem Sie also wissen, wie weit Sie schneiden können, können Sie den Igel nun nehmen. Eventuell können Sie zum Halten auch eine zweite Person zur Hilfe nehmen. Es stehen Ihnen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
1. Unter den linken Arm klemmen
Sie nehmen das Tier in die linke Hand und klemmen es sich unter den linken Arm. Mit der selben Hand nehmen Sie sich ein Beinchen vor und fassen es. Passen Sie auf, dass Sie nicht die Schulter oder Hüfte des Igels verdrehen. Das Bein sollte so fest gepackt werden, dass es nicht weggezogen werden kann, aber nicht so fest, dass es Schmerzen verursacht. Nehmen Sie sich nun Pfötchen für Pfötchen und Kralle für Kralle vor.
2. Auf den Schoß
Sie können den Igel auch auf dem Rücken liegend, auf Ihren Schoß legen. Das sollte nur bei sehr zutraulichen Igeln gemacht werden, da diese Position bei Tieren das Gefühl von Unsicherheit auslöst! Bei dem kleinsten Anzeichen von Stress, sollten Sie eine andere Methode wählen. Falls er sich aber entspannt und Sie ihn ein wenig streicheln, können Sie langsam ein Fuß nehmen und die Krallen stutzen. Beobachten Sie das Wohlbefinden des Igels aber weiterhin.
3. Auf einen glatten Tisch setzen
Igel, die in den zuvor beschriebenen Positionen Angst haben, können Sie auch auf einen glatten Tisch setzen. Dort streicheln Sie ihn ein paar Minuten über das Hinterteil. Beruhigen Sie ihn und sprechen Sie ihm gut zu. Nach einiger Zeit müssen Sie überraschend nach einem Bein greifen und schnell die Krallen schneiden. Der Igel wird sehr überrascht sein. Wegen der glatten Oberfläche des Tisches, wird er nicht wegrennen können. Schneiden Sie so viele Krallen wie möglich und setzen Sie ihn wieder in seine gewohnte Umgebung, bis er sich wieder beruhigt hat. Mindestens sollten das zwei Stunden sein! Sonst ist es zu viel Stress für das Tier. Danach wieder die ganze Prozedur von vorne, bis Sie alle Krallen gekürzt haben. Als Ablenkung können Sie auch ein paar Mehlwürmer o.ä. auf dem Tisch platzieren.
4. Im Waschbecken
Für die ganz harten Fälle gibt es einen Trick: Sie geben in ein Waschbecken ein wenig Wasser. Dieses sollte nur ca. 1 bis 2 Millimeter tief sein. Lediglich die Pfötchen des Igels sollten im Wasser stehen und nicht der Körper. Aufgrund des Wassers an den Füßen wird sich der Igel nicht einrollen. Somit können Sie behutsam ein Pfötchen nach dem anderen nehmen und die Krallen schneiden. Bei extrem ängstlichen Tieren, die sehr viel Stress bekommen, sollten Sie sich auf diese Weise pro Tag nur ein Pfötchen vornehmen.
5. Im Nackengriff
Wenn Ihr Igel sich partout nicht die Krallen schneiden lässt und sich immer und immer wieder einrollt, dann hilft nur der Nackengriff. Wird er ausgeführt, dann kann sich das Tier nicht mehr einrollen. Nehmen Sie dazu eine zweite Person zur Unterstützung. Diese greift mit Hilfe des Daumens und des Zeigefingers unter den Stachelansatz am Nacken und zieht in Richtung Rücken. Während das Tier in dieser Position verharrt, schneiden Sie die Krallen. Wenn das Tier schon eingerollt ist, können Sie den Griff natürlich nicht anwenden.
Der Schnitt
Bleiben Sie unbesorgt, wenn es beim ersten Mal nicht reibungslos funktioniert. Sie und vor allen Dingen der Igel, werden sich schnell daran gewöhnen. Wenn Sie es oft genug machen, dann hat das Tier auch keine Angst mehr und es entsteht Routine.
Der Mindestabstand zum Leben sollte mindestens 1 mm, bei Unsicherheit besser 2 bis 3 mm betragen! Achten Sie ebenfalls auf den ungefähren Winkel, wie in der Abbildung dargestellt. Wie viel von der Kralle an sich abgeschnitten werden muss, kann man pauschal nicht sagen. Das kommt immer auf die Länge und die Größe des Lebens an. Die hinteren Krallen sollten innen aber länger bleiben, weil sie das Tier zum Kratzen braucht.
Glückwunsch, Sie und Ihr Igel haben es jetzt geschafft!