Zu lange Krallen erkennt man daran, dass sie zu stark gebogen sind oder sich nach unten oder seitlich hinwegdrehen. Wenn man zu lange wartet und dies nicht behandelt, kann es in schlimmeren Fällen sogar dazu führen, dass die Kralle in den Ballen wächst, was dem Degu natürlich unglaublich schmerzt.
Außerdem führt dies dazu, dass sich der ganze Fuß entzündet. Wenn sich der Fuß bereits entzündet hat, sollte man natürlich sofort einen Tierarzt aufsuchen! Manch unerfahrener Halter denkt, dass eine zu scharfe Kralle auch geschnitten werden muss. Dem ist nicht so. Degukrallen sind ähnlich wie Katzenkrallen von Natur aus scharf.
Überlange Krallen vermeiden
Normalerweise nutzen sich die Krallen von Degus auf natürliche Weise ab. Das passiert wenn sie klettern, scharren oder auf rauem Untergrund laufen. Doch wenn der Käfig nicht dementsprechend eingerichtet ist, kann es passieren, dass die Krallen zu lang werden.
Um zu lange Krallen vorzubeugen sollte man den Tieren ausreichend Kletter- und Wühlmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Am besten eignen sich dazu bestimmte Lavasteine* oder andere Steine. Naturäste bieten ebenfalls eine gute Oberfläche und sind in der Anschaffung natürlich am günstigsten.
Außerdem sind große Buddelkisten* bei Degus sehr beliebt. Das kann z.B. ein kleines Aquarium innerhalb des Käfigs sein, das mit Sand oder Steinen gefüllt ist. Dies sorgt dafür, dass sich die Krallen der Nager beim Graben und Scharren selber verkürzen. Wer einen Baumarkt in der Nähe hat, kann sich auch überlegen einen Ytongstein zu kaufen und ihn auf dem Weg zum Futter hinzulegen. Somit muss der Degu immer über ihn laufen, wenn er fressen geht.
Krallen kürzen lassen
Sind die Krallen bereits so lang, dass sie sich nicht mehr von selber abnutzen und Probleme verursachen, sollte man einen Tierarzt oder anderen Fachmann aufsuchen. Unerfahrene sollten sie in dem Fall eher nicht schneiden, da die Krallen von Degus relativ dunkel sind, sodass man die Blutgefäße und Nervenenden nicht erkennen kann. Es kann Ungeübten also leicht passieren, dass man zu viel abschneidet und es zu bluten anfängt.
Beim Tierarzt
Nach Möglichkeit sollte man kein Tier alleine mit zum Tierarzt nehmen. Gerade Degus fühlen sich viel sicherer, wenn noch ein anderes Mitglied seines Rudels dabei ist. Am optimalsten ist es dabei, wenn man ein Degu-Partner auswählt, der dem Rang des kranken Degus ähnlich ist.
Transportiert werden sollten sie dabei nur in dafür geeigneten Kleintier-Transportboxen*. Degus brauchen Boxen mit guter Belüftung und ausreichend Platz. Ersteres ist besonders im Sommer wichtig, da sich die Hitze sonst staut und es somit viel zu heiß wird. Außerdem sollte sie dunkel sein, sodass das Tier nicht vielen stressigen Außeneinflüssen ausgesetzt ist. Deshalb sind durchsichtige Plastikbehälter denkbar ungeeignet.
In der Box sollten ein Stück Stoff (z.B. ein Handtuch) zum kuscheln und verstecken, ein paar Leckerchen* (z.B. Nüsse und Kerne) und ein Ballen Heu vorhanden sein.
Narkose ja oder nein?
Eine häufige Frage ist, ob die Degus für das Kürzen der Krallen in Narkose gesetzt werden. Das ist natürlich nicht der Fall. In den meisten Fällen reicht es, wenn das Tier festgehalten wird und der Tierarzt in Ruhe schneiden kann.
Anders sieht es natürlich aus, wenn die Krallen in den Ballen gewachsen sind und bereits starke Entzündungen entstanden sind, die nur noch unter Narkose zu behandeln sind. Das ist allerdings extrem selten der Fall, da dies bedeutet, dass die Krallen über längerem Zeitraum ungehindert und unbemerkt wachsen konnten. Narkosen werden hauptsächlich bei Zahnbeschwerden eingesetzt.
Narkoseformen
Der Vollständigkeit halber wird hier trotzdem noch mal kurz auf die Narkose eingegangen. Im Internet liest man oft, dass nur eine Narkose mit Isofluran (wiki) für Nager ungefährlich sein soll. Viele lassen ihr Tier sogar nur dort operieren, wo genau diese Narkose vorgenommen wird.
Tatsächlich ist es aber so, dass diese Ansicht veraltet ist. Heutzutage gibt es moderne Mehrstufennarkosen und Kombinationsnarkosen, die sogar besser vertragen werden, als Gasnarkosen (wie mit Isofluran). Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, sollte sich folgende Webseite durchlesen: Narkose bei Nagetieren.
Krallen selber kürzen
Wer die Krallen nicht beim Tierarzt kürzen will, kann es auch selbst machen. Falls Sie keine Erfahrung damit haben, sollten Sie darauf achten, dass sehr sorgfältig und vorsichtig vorgegangen wird! Man sollte lieber etwas weniger schneiden, als zu viel. Lieber öfter, als alles auf einmal.
Lieber öfter schneiden, als alles auf einmal.
Aufpassen muss man auch vor Blutungen. Krallenverletzungen bluten nämlich meist sehr stark, da man direkt in ein Blutgefäß schneidet, wenn man zu viel wegnimmt.
Krallenschere oder Feile?
Bei Nagern ist es in den meisten Fällen besser, eine Krallenschere* zu benutzen. Der Grund ist, dass an den Krallen herumzufeilen viel stressiger ist, als das Knipsen. Außerdem hält ein Kleintier in der Regel nicht so lange still, wie z.B. ein Hund, bei dem man durchaus eine Feile benutzen kann. Die Krallen von Degus sind auch so klein, dass eine Feile wenig Sinn macht. Mit der Schere kann man die Länge genauer bestimmen.
Neben einer Krallenschere kann man es im übrigen auch mal mit einem Krallenknipser* versuchen. Wie beim Menschen knipst man einfach das Überschüssige ab. Von einer normalen Schere ist grundsätzlich abzuraten. Das Risiko ist sonst zu hoch, dass man abrutscht und dass die Krallen splittern.
Anleitung
Wie Sie das Tier halten müssen, ist immer unterschiedlich. Einige sind so zahm, dass Sie es mit dem Rücken auf Ihren Schoß legen können, um dann in Ruhe die Krallen zu bearbeiten. Manche kann man in der Armbeuge wie ein Baby halten.
Andere lassen das allerdings nicht mit sich machen und Sie brauchen evtl. einen Helfer, der das Tier festhält. Achten Sie darauf, dass das Tier nicht zu viel Stress hat. Außerdem sollte der Helfer nicht zu fest drücken, da der Degu sich sonst Verletzungen zuziehen könnte.
Die Kralle an sich ist immer gleich aufgebaut. Sie besteht aus Horn, in der innen ein Blutgefäß verläuft. Dieses wird auch „Leben“ genannt. Man muss sie also schneiden, ohne das Gefäß zu verletzen. Das ist bei Degus schwer, da sie dunkle Krallen haben und die Gefäße somit nicht von außen sichtbar sind.
Abhilfe kann mit einer hellen LED-Taschenlampe* geschaffen werden. Diese hält man so an die Kralle, dass die Blutgefäße leicht durchschimmern und man weiß, wie weit man schneiden darf. Aber darauf achten, dass dem Tier nicht in die Augen gestrahlt wird! Mit der Zeit bekommen Sie immer mehr Erfahrung und Routine mit einem bestimmten Tier. Dann wird die ganze Prozedur schneller und routinierter werden.
Nachdem Sie das Tier also in einer günstigen Position haben und ungefähr wissen, bis wohin das Blutgefäß verläuft, können Sie mit dem Schneiden beginnen. Der Abstand von der Schnittstelle bis zum Gefäß sollte noch mindestens 1 mm betragen! Achten Sie außerdem auf den Winkel, in dem Sie abschneiden. Falls Sie doch mal zu weit geschnitten haben, ist das nicht allzu tragisch. Es trägt allerdings nicht gerade zur Beruhigung des kleinen Nagers beim nächsten Schneidetermin bei. Langfristige Schäden oder Verletzungen trägt das Tier aber nicht davon.
Beginnen Sie mit den Hinterläufen. Dabei sollten Sie Ihren Degu immer wieder durch Zureden und Streicheln beruhigen. Nach jeder Kralle, die erfolgreich geschnitten wurde, sollten Sie unbedingt eine kurze Streichelpause einlegen und das Tier loben. Nützlich kann auch sein, das Tier mit Leckerchen* zu belohnen.
Achten Sie darauf, dass im Zimmer keine Unruhe entsteht! Degus bekommen sonst schnell Panik und jedes laute Geräusch oder jede hastige Bewegung könnte u.U. den Fluchtreflex auslösen. Das Tier könnte panisch versuchen wegzuspringen und sich verletzen. Es sollte also grundsätzlich mit einer Hand abgesichert werden und niemals ganz losgelassen werden!
Führen Sie den Schnitt zügig durch, sodass die Kralle direkt komplett abgeschnitten wird und nicht nur halb. Außerdem soll das Tier keine Chance haben im letzten Moment doch die Pfote wegzuziehen. Das machen Sie dann Kralle für Kralle, bis schließlich alle gekürzt worden sind.
Glückwunsch, Sie und Ihr Nager haben es geschafft!