Manchmal muss man die Krallen der Ratten unbedingt schneiden. Ältere Tiere z.B. bewegen sich nicht mehr so viel und deshalb werden die Krallen nicht mehr automatisch abgewetzt. Viele kürzen sich auch selber die Krallen, indem sie an ihnen herumknabbern. Falls sie dies nicht mehr tun, sollte auch der Mensch nachhelfen.
Grund für ein manuelles Kürzen kann auch eine Krankheit wie HHL (Hinterhandlähmung: Lähmung der hinteren Gliedmaßen) sein. Diese Krankheit ist gar nicht mal selten und tritt häufig im hohen Alter auf. Ratten, die in der Wohnung gehalten werden, haben oft mit zu langen Krallen zu kämpfen. Gefährlich wird es, wenn sie im Teppichboden oder Decken hängen bleiben. Die Ratte kann sich die Kralle und sogar den kompletten Zeh abreißen!
Wenn die Krallen zu lang sind und sich die Ratte kratzt, kann es vorkommen, dass sie sich ihre eigene Haut aufkratzt. Meistens passiert es am Augenlid oder es entsteht eine blutige Nase.
Zu lange Krallen erkennen Sie unter anderem daran, dass das Tier nicht mehr richtig laufen kann. Früher oder später nehmen sie die Form eines Korkenziehers an oder rollen sich ein. Letzteres kann schwere Entzündungen hervorrufen, da sich die Kralle in den eigenen Fußballen bohrt. Dies sind aber wirklich nur die Extremfälle und stellen die Ausnahme dar.
Sie sehen aber dennoch, es gibt unzählige Gründe, der Ratte die Krallen zu schneiden. Generell sollten Sie immer auf Veränderungen und Verletzungen achten und sie im Auge behalten. Das Problem der überlangen Krallen kann man aber auch sehr einfach vermeiden bzw. lösen.
Überlange Krallen vermeiden
Um nicht selber Hand anlegen zu müssen, können Sie die Umgebung der Ratte so umbauen, dass sie sich selber die Krallen abwetzt. Dabei sollten verschiedene Untergründe verwendet werden. Denken Sie daran, auch raue Untergründe zu benutzen. Normaler Einstreu auf Kunststoff oder Teppich bringen nichts. Es hat sich bewährt, unter dem Einstreu ein paar flache Steine, wie z.B. Schieferplatten* oder umgedrehte Fliesen zu legen. Jedes Mal, wenn die Ratte über sie läuft, wetzt sie sich die Krallen ein wenig ab. Um den Effekt zu verstärken, legen Sie sie an häufig benutzten Wegen hin, wie z.B. vor dem Futternapf.
Alternativ oder auch zusätzlich können Sie eine Buddelkiste* verwenden. Diese füllen Sie mit Sand, oder etwas ähnlichem, in dem das Tier buddeln kann. Das begünstigt den Krallenabrieb und dient ebenso als eine interessante Beschäftigung, da es natürlicherweise sehr gerne kratzt, buddelt und scharrt.
Einige Rattenbesitzer schwören auch auf die Verwendung von Sisalseil*. Dieses wird um Dinge gewickelt, an denen die Ratte üblicherweise klettert. Die Wicklung sollte sehr stramm sitzen. Alternativ kann auch Kokosseil* verwendet werden. Achten Sie aber auf eine gute Qualität, da einige Seile Fäden bilden können, an denen das Tier wiederum hängen bleiben kann.
Sehr gut eignet sich auch die Verwendung von einer Tonröhre* und einer Terracotta Nagerhöhle*. Auf diese klettert die Ratte gerne und wetzt sich somit jedes Mal die Krallen ab. Der Vorteil von Steinen, Ton und Terracotta ist, dass sie ganz einfach in der Dusche abzuspülen sind, falls Sie dreckig werden. Generell sollten Sie darauf achten, dass das Tier genügend Auslauf und genug Abwechslung im Gehege hat. Dadurch wird das Tier agiler und bewegt sich somit mehr.
Krallen kürzen lassen
Wenn Ihre Ratte Ihnen vertraut und Sie eine gute Beziehung zueinander haben, ist es natürlich besser, wenn Sie ihr die Krallen schneiden. Das verhindert allzu großen Stress des Tieres. Sollten Sie sich das dennoch nicht zutrauen, gehen Sie besser zu einem Tierarzt. Wenn bereits eine Entzündung im Nagel oder im Ballen entstanden ist, müssen Sie natürlich sofort zum Tierarzt gehen! Nur ein Profi weiß in diesem Fall, was genau zu tun ist. Das Krallen schneiden an sich, ist nicht sehr teuer. Normalerweise kostet es zwischen fünf und zehn Euro. Rufen Sie am besten vorher an und fragen nach.
Transport zum Tierarzt
Der heikle Part beim Besuchen des Tierarztes ist der Transport der Ratte. Hier müssen unbedingt einige Dinge beachtet werden. Ein Transport an sich bedeutet immer auch Stress für das Tier. Versuchen Sie diesen also so gering wie möglich zu halten.
Benutzen Sie ausschließlich eine geeignete Transportbox für Kleintiere*. Diese ist aufgrund der Bauweise für den Transport am stressfreisten, ist stabil und artgerecht. Wollen Sie sich eine Transportbox kaufen, müssen Sie auf einige Dinge achtgeben:
- Es müssen genügend Luftlöcher vorhanden sein, damit die Ratte auch ohne Probleme atmen kann. Beachten Sie aber, dass sie nicht durch diese entwischen kann.
- Die Box sollte innen relativ dunkel sein, damit das Tier äußeren Einflüssen nicht so sehr ausgesetzt ist. Je weniger es wahrnimmt, desto weniger Stress hat es beim Transport.
- Um beim herausnehmen Problemen vorzubeugen, sollte eine genügend große Öffnung vorhanden sein.
- Am besten eine Box verwenden, die keine Gitter hat. Die Ratte könnte sich in ihnen verfangen oder sich an ihnen festhalten, was zu Verletzungen führen kann.
Bei warmen Temperaturen kann ein Transport im heißen Auto schnell tödlich für die Ratte enden. Diese Tiere sind sehr hitzeempfindlich und die Umgebungstemperatur sollte nur um die 20° C sein. Schon wenn es etwas mehr als 25° C ist, fühlt sich die Ratte zunehmend schlapper. Da es im Sommer im Auto auch mal über 50° C werden kann, droht eine akute Hitzschlag Gefahr!
Sind schon einige Anzeichen erkennbar, muss das Tier vorsichtig abgekühlt werden. Legen Sie nasse Lappen, Hand- oder Taschentücher vorsichtig auf den Körper.
Trinkwasser, welches Sie evtl. salzen können, sollte natürlich unbedingt vorhanden sein. Um dies alles zu vermeiden, sollten Sie beim Transport bei heißen Temperaturen folgende Dinge beachten:
- Fahren Sie wenn möglich in den frühen Morgenstunden, wenn es noch etwas kühler ist.
- Das Auto sollten Sie immer im Schatten abstellen!
- Hitzestau in der Transportbox vermeiden, indem immer auf eine gute Belüftung geachtet wird.
- Die Box niemals der Sonneneinstrahlung aussetzen.
- Stellen Sie keine Höhle, Schlafhaus etc. in die Box, weil sich dort die Hitze am stärksten staut.
- Der Käfig kann auch mit einem feuchten Tuch abgedeckt werden (aber auf Luftlöcher achten!).
- Gurke oder Melone in die Box legen zwecks Wasserzufuhr der Ratte.
Im Winter wiederum ist die Ratte ebenso Gefahren ausgesetzt. Achten Sie also bei kühlen Temperaturen auf diese Dinge:
- Eine geschlossene (natürlich aber mit Luftlöchern) Transportbox sollte verwendet werden.
- Schützen Sie die Ratte vor Zugluft.
- Geben Sie ausreichend Nistmaterial wie z.B. Hanfeinstreu* in die Box, inklusive Handtüchern, damit das Tier warmgehalten wird uns sich nicht so leicht erkältet.
- Decken Sie die Box mit einem großen (Hand)Tuch ab, damit die Wärme nicht entweichen kann.
Sollten Sie diese Dinge alle beachten, steht einem Transport zum Tierarzt nichts mehr im Wege.
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Krallen selber kürzen
Selber die Krallen der Ratten zu kürzen, ist eigentlich nicht sehr schwer. Sie sollten nur eine ruhige Hand haben. Gehen Sie auch so sorgfältig und vorsichtig wie möglich vor, um Verletzungen zu vermeiden. Denn schnell ist nicht nur die Kralle, sondern auch ein ganzer Zeh abgeschnitten.
Falls Sie sich das nicht alleine zutrauen, holen Sie sich eine zweite Person als Hilfe hinzu. Achten Sie immer darauf nicht in das „Leben“ der Kralle zu schneiden. Dieses besteht aus Blutgefäßen und Nerven.
Krallenschere oder Feile?
Hier scheiden sich die Geister. Einige Rattenbesitzer bevorzugen es, die Krallen regelmäßig ein wenig zu feilen. Somit verhindert man auch, dass man zu weit schneidet. Es gibt spezielle Krallenfeilen für Tiere*, die verwendet werden sollten.
Es kann auch eine kleine Krallenschere* benutzt werden, um die Kralle abzuschneiden. Das kommt aber immer auf das jeweilige Tier an. Einige mögen es eher die Krallen gefeilt, andere geschnitten, zu bekommen. Ausprobieren könnten Sie auch die Krallen mit einem kleine Krallenknipser* abzuknipsen. Achten Sie aber darauf, dass die Öffnung groß genug für die Kralle ist und dass der Knipser scharf genug ist. Im Zweifel weichen Sie lieber auf die anderen Möglichkeiten aus.
Auf keinen Fall dürfen normale Haushaltsscheren verwendet werden! Diese sind zu ungenau, zu groß, zu breit und bewirken, dass die Krallen splittern, einreißen oder zerquetscht werden.
Anleitung
Nachdem Sie nun Ihr geeignetes Werkzeug zur Hand haben, ist es soweit der Ratte die Krallen zu schneiden. Hierbei müssen Sie natürlich erstmal wissen, wie weit Sie schneiden müssen und welche Position die richtige ist.
Wie weit schneiden?
Eine pauschale Angabe, wie weit Sie die Krallen schneiden müssen, kann man nicht geben. Es kommt immer auf die jeweilige Kralle an. Generell müssen Sie aber beachten, dass Sie nicht das Leben verletzen. Dieses besteht aus Blutgefäßen und Nervenenden. Bei hellen Krallen können Sie dieses leicht identifizieren, indem Sie sich die Kralle genau anschauen und eine rosa Farbe durchschimmern sehen. Bis kurz vor dieser Farbe können Sie maximal schneiden.
Da Ratten aber ihre Krallen z.B. für das Klettern brauchen, sollten Sie nicht mehr, als nur die äußerste Spitze abschneiden! Alles andere wäre nicht artgerecht. Bei überlangen Krallen ist dies natürlich anders und Sie sollten dann schon etwas mehr abschneiden.
Ist die Kralle so dunkel, dass das Leben nicht so einfach durchschimmert, müssen Sie eine LED-Taschenlampe* zur Hilfe zu nehmen. Diese halten Sie hinter die Kralle. Nun sollten Sie auch die Blutgefäße erkennen können.
Die richtige Position
Es gibt zwei verschiedene Positionen, wie Sie der Ratte am sichersten die Krallen schneiden können. Je nachdem wie stark sich Ihre Ratte wehrt und zappelt, sollten Sie eine weitere Person als Helfer hinzuziehen.
- Setzen Sie sich hin und nehmen Sie das Tier zwischen Ihrer Hand und Ihrem Körper auf den Schoß, sodass es nicht wegrennen kann. Jetzt nehmen Sie mit der Hand, mit der Sie es festhalten, das erste Pfötchen hervor. Mit der anderen halten Sie den Knipser und kürzen vorsichtig die Kralle. Dies kann man sehr gut zu zweit machen. Eine Person hält das Tier und die andere schneidet.
- Ratten, die zu viel zappeln und ständig versuchen wegzurennen, sollten Sie lieber auf einer glatten Unterlage fixieren. Der Grund dafür ist, dass die Beine beim Versuch wegzurennen durchdrehen und das Tier somit nicht fliehen kann. Am besten eignet sich dafür ein Glastisch. Allerdings sollten Sie aufpassen, dass das Tier nicht von dort herunterspringt oder fällt! Es kann sich leicht verletzen! Benutzen Sie im Zweifelsfall glatte Bodenfliesen. Setzen Sie also die Ratte ab und legen Sie eine Hand wie ein Zelt über sie. Achten Sie darauf, nicht zu fest zu drücken, sondern gerade so, dass sie nicht wegrennen kann. Eine zweite Person sollte dann Pfötchen nach Pfötchen unter Ihrer Hand hinausziehen und die Krallen mit dem Knipser bearbeiten.
Der Schnitt
Setzen Sie den Knipser an und führen den Schnitt zügig durch. Zögern Sie nicht zu lange, da die Ratte ihre Pfote sonst plötzlich wegzieht und dabei Verletzungen entstehen könnten. Schneiden Sie nur die Spitzen und beachten dabei folgende Abbildung:
Der Winkel des Schnitts sollte so angesetzt werden, dass eine geschnittene Fläche parallel zum Boden entsteht. Schauen Sie sich die Abbildung genau an. Nachdem Sie Pfote für Pfote durchgegangen sind, haben Sie es geschafft! Falls die Ratte zu unruhig wird, brechen Sie die Prozedur lieber ab und machen ein andermal weiter. Sonst hat sie zu viel Stress.
Die Kralle blutet
Haben Sie aus Versehen doch zu viel abgeschnitten, bewahren Sie Ruhe. Es blutet zwar sehr stark, aber es sieht schlimmer aus, als es ist. Am besten versuchen Sie die Blutung mit einem Wattestäbchen zu stoppen. Wenn dies erfolgreich war, können Sie die Ratte wieder in den Käfig setzen. Falls dies nicht klappt, machen Sie am besten Folgendes:
- Als erstes müssen Sie die Kralle desinfizieren. Benutzen Sie dafür Betaisodona-Lösung*. Falls die Blutung nicht aufhört, nehmen Sie einen Blutungsstiller für Tiere*.
- Lassen Sie die Ratte in nächster Zeit erst mal in Ruhe. Die restlichen Krallen sollten besser einen Tag später gekürzt werden, damit sie nicht in Panik gerät.
- Achten Sie auf sauberen Untergrund im Gehege. Durch die offene Wunde könnten sonst Bakterien hineinkommen. Verwenden könnten Sie auch ein Sprühpflaster*.